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Hunderte Menschen halten Mahnwache für angegriffenen Juden
Am Sonntag um 21.30 Uhr haben sich in der Nähe des Ortes, wo am Samstag ein orthodoxer Jude angegriffen wurde, rund zwei Dutzend Menschen zum Gebet eingefunden. Die Polizei war vor Ort und hielt sich in Bereitschaft. Der Zeitpunkt war symbolisch gewählt, der Angriff am Vorabend erfolgte zur gleichen Zeit.
Bereits am früheren Sonntagabend kam es zu einer Mahnwache. Um 17 Uhr sammelten sich Personen beim Tatort im Kreis 2 und zogen von dort zum Helvetiaplatz. Dies laut einer Reporterin von Keystone-SDA in Begleitung von Polizei und Sicherheitsleuten.
Die Mahnwachen waren eine Reaktion auf den Angriff eines 15-jährigen Schweizers mit einer Stichwaffe auf einen orthodoxen Juden am Samstagabend in der Stadt Zürich. Der 50-jährige Jude wurde dabei lebensbedrohlich verletzt. Die Polizei nahm den Tatverdächtigen vor Ort fest, wie sie in der Nacht auf Sonntag mitteilte.
Am Sonntagabend waren die Hintergründe und der Tathergang noch unklar. Die laufenden Ermittlungen würden die Möglichkeit eines antisemitisch motivierten Verbrechens ausdrücklich einschliessen, hiess es von der Kantonspolizei Zürich.
Wenig Zweifel am Motiv
Für den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) besteht aufgrund von Zeugenaussagen in den Medien wenig Zweifel, dass der Angriff antisemitisch motiviert war, wie die Organisation am Sonntag schrieb. Es handle sich um ein «antisemitisches Hassverbrechen». Der Anstieg des Antisemitismus in den letzten Monaten hat ihrer Meinung nach «eine neue erschreckende Eskalationsstufe erreicht».
Auch die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) verurteilte die Tat. Für sie handelt es sich nicht um einen Einzelfall, sondern um «eine Konsequenz der zunehmenden rassistischen und antisemitischen Vorfälle in der Schweiz seit der Eskalation im Nahen Osten im Oktober 2023».
Die FDP der Stadt Zürich zeigte sich in einer Mitteilung «entsetzt und zutiefst bestürzt über den Messerangriff». Die Partei verurteilte den Angriff auf einen jüdischen Mitbürger «aufs Schärfste».
Antisemitismus nimmt zu
Antisemitismus-Vorfälle haben sich in der Schweiz seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem israelischen Gegengriff auf den von dieser Organisation regierten palästinensischen Gazastreifen gehäuft. In der EU und in den USA gilt die Hamas als Terrororganisation, in der Schweiz wollen das Parlament und der Bundesrat sie verbieten.
Kürzlich veröffentlichte die Westschweizer Fachstelle gegen Antisemitismus und Diffamierung (Cicad) Zahlen, wonach antisemitisch motivierte Vorfälle in der Westschweiz im vergangenen Jahr um 68 Prozent zunahmen. Fast die Hälfte davon ereignete sich nach dem 7. Oktober.
Der Bundesrat hatte Anfang Februar angekündigt, gemeinsam mit den Kantonen eine Strategie und einen Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus auszuarbeiten. Geprüft werden soll auch, ob neu ein Beauftragter für Rassismus- und Antisemitismusbekämpfung eingesetzt werden soll.
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(sda/zor)