Illegal deponiertes WC und umgeknickte Baumkrone – auf «Züri wie neu» gibts Allerlei
Ein Anwohner aus Winterthur meldete kürzlich im Stadtmelder, der Plattform für Mängelmeldungen, eine Verwechslung zweier Strassenschilder. Zwar bestätigte die Stadt die Verwechslung, der Fehler sei aber schon vor der Meldung im Online-Portal behoben worden.
Ein ähnliches Tool gibts für die Stadt Zürich, nur schon viel länger. Seit 10 Jahren können Bewohnerinnen und Bewohner bei «Züri wie neu» online auf Schäden hinweisen. Neben Schrottvelos, herumliegendem Abfall, umgekippten Verkehrstafeln und Graffiti erscheinen immer wieder auch kuriose Bilder auf der Plattform.
WC auf die Strasse gestellt
Hier hat jemand ein «illegal deponiertes WC» in der Nähe des Letzigrunds gemeldet. Die komplette Toilette ist auf dem Foto schwer zu erkennen, der Spülkasten jedoch ist gut zu sehen. Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) hat am Tag der Meldung auf sie geantwortet und versprochen, den «gemeldeten Abfall» innerhalb der nächsten drei Tage abzuholen.
Einkaufswägeli verirrt sich abseits des Ladens
Auch dieser Fall landete beim ERZ. Ein Einkaufswagen wurde der Migros entwendet oder zum Transport unerlaubt ausgeliehen – jedenfalls wurde das Wägeli nicht zurück in den Laden gebracht. Offensichtlich hat jemand den Einkaufswagen bei einer Baustelle stehen gelassen. Bei der Meldung auf «Züri wie neu» schrieb die meldende Person, dass der Wagen vor einem Wohnhaus stehe. Nach wenigen Tagen kam die Antwort von ERZ: Drei Tage später werde der Einkaufswagen spätestens abgeholt sein.
Wegen Sturm geknickte Krone vom Weihnachtsbaum löst Angst aus
Eine neuere Meldung ist die über den Weihnachtsbaum beim Lindenplatz. Der Baum wurde Mitte November aufgestellt, etwas später sei die Krone wegen eines Sturmes abgeknickt und hänge nun schräg. «Das kommt nicht gut, wenn die Krone runter kommt und Passanten trifft», schreibt die Person in der Meldung. Die Meldung betrifft Grün Stadt Zürich. Noch ist sie in Bearbeitung.
Stadt fragt nach Faltern zur genaueren Untersuchung von Schädlingen
Ein doch ziemlich aussergewöhnlicher Fall ist folgender: Ein Nachbar meldet, dass er Nester von Pinien-Prozessionsspinnern im Pinienbaum nebenan entdeckt habe. Es seien auch Motten in die eigene Wohnung reingeflogen. Die Stadt, in diesem Fall die Abteilung Umwelt- und Gesundheitsschutz, antwortet, dass kein eindeutiger Befall aufgrund des Bildes diagnostizierbar sei. Sie macht aber netterweise ein Angebot: «Bitte schicken Sie uns ein paar gut erhaltene Falter in einem Dösli zwischen Watte oder Kleenex zur Bestimmung ein.»
Vandalen verbiegen Wanderwegweiser
Fällt eine Meldung nicht in die Zuständigkeit der Stadtverwaltung, wird sie anonymisiert an die zuständige dritte Stelle weitergeleitet. Ein Beispiel dafür: Verbogene Wanderwegweiser wurden in der Kategorie Signalisation/Lichtsignal der Stadt gemeldet. Die zuständige Dienstabteilung Verkehr hat die Meldung im Anschluss an die Zürcher Wanderwege per Mail weitergeleitet. Die notwendigen Massnahmen seien eingeleitet worden.
Ist das eine einheimische Pflanze?
Die Stadt nimmt sich Zeit für jede Meldung. Auch wenn es um die Belieferung von Informationen geht. In Affoltern reicht jemand ein Foto ein und will wissen, ob es sich bei der Pflanze auf dem Bild um eine einheimische Art handelt. Grün Stadt Zürich meldet sich mit Expertise zurück. Es handle sich vermutlich um eine Wasserschwertlilie, auch Sumpfiris genannt. Die botanische Bezeichnung lautet «Iris pseudacorus».
Fast 50'000 Meldungen seit der Einführung von «Züri wie neu»
Die Idee für «Züri wie neu» kommt aus Grossbritannien. Dort ist ein Melde-Instrument unter dem Namen «Fix my street» bekannt. In Zürich kann die Stadtbevölkerung ihre entdeckten Schäden entweder per App oder via Internetseite melden. Auf Anfrage von ZüriToday heisst es beim Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, dass seit der Einführung am 1. Mai 2013 schon insgesamt 48'158 Meldungen auf «Züri wie neu» eingegangen seien. Jedes Jahr hat sich die Anzahl erhöht.
Am häufigsten betreffen Meldungen das ERZ. Alle Meldungen werden direkt der zuständigen Stelle zugewiesen und dort geprüft, ob sie statthaft sind. Beschimpfungen, Rassismus, Personeninformationen und Bilder mit Personen oder Personeninformationen werden nicht akzeptiert oder überarbeitet.
Eine meldende Person erhält immer eine Antwort. Die zuständige Stelle bearbeitet und beantwortet die Meldung innerhalb von fünf Arbeitstagen. Das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement kontrolliert nicht, ob Meldungen, die an Dritte weitergeleitet werden, auch wirklich bearbeitet werden. «Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Stellen das tatsächlich machen», heisst es vom Departement.