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Zürcher Hochschule der Künste ZhdK zeigt Personen wegen antisemitischer Schmierereien an

«Antisemitische Schmierereien» – ZhdK zeigt mehrere Personen an

Pro-palästinensische Proteste
Seit einigen Tagen kommt es im Toni-Areal der Zürcher Hochschule der Künste zu Schmierereien mit angeblich antisemitischen Graffitis. Die Hochschule erstattete Anzeige gegen mehrere Personen. Jüdische Studierende kritisieren das Vorgehen aber scharf.
Publiziert am Fr 24. Mai 2024 08:18 Uhr

Die Zürcher Hochschule der Künste (ZhdK) kämpft aktuell gegen Schmierereien im Zusammenhang mit pro-palästinensischen Protesten. Die Rede ist von «antisemitischen Schmierereien», die in den Räumlichkeiten des Toni-Areals seit einigen Tagen verstärkt angebracht werden. Der Hausdienst entferne diese umgehend, teilt die Hochschule weiter mit.

«Infolge Sachbeschädigungen sind Strafanzeigen erfolgt», sagt eine Mediensprecherin der ZhdK auf Anfrage. Es handle sich um eine niedrige Anzahl. Wie viele Anzeigen genau erstattet wurden, will die Medienstelle aufgrund der hängigen Verfahren nicht bekannt geben. Die Stadtpolizei Zürich bestätigt eine Anzeige betreffend Graffitis.

Bis jetzt kam es an der ZhdK zu zwei Protesten. Am Dienstag trafen sich rund 40 Personen der Gruppe Students for Palestine vor dem Kaskaden-Café im Toni-Areal zu einem Lunch Talk. Laut der ZhdK löste sich die Gruppe nach circa einer Stunde friedlich auf. Gleich verhielten sich die rund 50 Personen propalästinensischer Gruppierungen, die am 13. Mai in der Kaskadenhalle ein Lunch Sit-In veranstalteten.

«Äusserst verantwortungslos»

Bei einigen jüdischen Studierenden trifft das Vorgehen der ZhdK auf Widerstand. Die Gruppe Students for Palestine ZH hat auf Telegram ein E-Mail veröffentlicht, das eine Gruppe jüdischer Studentinnen und Studenten der Hochschule schickte. Darin kritisiert die Gruppe deren «Umgang mit den Wandgestaltungen, in den vergangenen Tagen und kurz nach dem siebten Oktober» scharf.

«Zwei Mails an Studierende zu versenden, um sie über ‹antisemitische Schmierereien› zu informieren, ohne jegliche Transparenz, um was es sich bei den Fällen (inhaltlich) tatsächlich handelt, halten wir für äusserst verantwortungslos», schreibt die Gruppe. «Speziell für uns jüdische Studierende und unser Sicherheitsgefühl, wäre es wichtig zu wissen, ob es sich dabei wirklich um Antisemitismus oder lediglich um Israelkritik geht.»

Weiter kritisiert die Gruppe, dass Antisemitismus nicht ein Wort sei, mit dem «man einfach um sich schmeissen kann, wie es einem gerade gefällt, nur um sich realen Auseinandersetzungen nicht stellen zu müssen und die engagierten Schüler*innen zu zensieren». Sie wirft der ZhdK vor, zur Verwässerung und Entkräftigung des Anti-Semitismus-Begriffes beizutragen. So wüssten sie nicht mehr, ob sie bei tatsächlich antisemitischen Handlungen noch durch die Hochschule geschützt wären.

«Beobachten Entwicklungen mit grosser Sorge»

Die ZhdK bestätigt, das E-Mail der Gruppe erhalten und beantwortet zu haben. Auf die Kritik geht sie gegenüber ZüriToday nicht ein. Die ZhdK stehe für ein respektvolles Miteinander und den offenen Dialog, für Menschenrechte, Demokratie, Frieden, Toleranz und Vielfalt ein, schreibt sie. «Wir verurteilen Hassreden, diskriminierende Aufrufe und Gewalt. Sie bilden keine Grundlage für einen konstruktiven Austausch.»

Die Mediensprecherin bezeichnet das politische Weltgeschehen der letzten Wochen und Monate als in besonderem Masse herausfordernd. «Dass es einen Bedarf gibt, Sichtweisen zu teilen und zu diskutieren, auf Sachverhalte aufmerksam zu machen und diese zu hinterfragen, ist nachvollziehbar.» Zu den bisherigen Stellungnahmen und Vorgangsweisen habe die ZHdK unterschiedlichstes Feedback erhalten. Dies sei für sie die Basis für einen kritischen Dialog. Dies zeige aber auch, wie komplex die Situation sei, wie geprägt von vielfältigen Zugängen, Haltungen und Sichtweisen.

Kürzlich kam es etwa an der Uni Zürich und der ETH zu pro-palästinensischen Protesten. «Die Entwicklungen der letzten Wochen an einigen Schweizer Hochschulen beobachten wir allerdings mit grosser Sorge», so die ZhdK-Mediensprecherin.

Auch macht die Mediensprecherin darauf aufmerksam, dass die ZhdK, wie alle Hochschulen der Schweiz, der politischen Neutralität verpflichtet ist. «Die Instrumentalisierung von Hochschulen für politische Zwecke lehnen wir ab.» Mit Verweis auf die Fürsorgepflicht für Studierende setzt sie sich zum obersten Ziel, die Sicherheit aller ZhdK-Angehörigen zu wahren. Alle Studierenden und Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Herkunft und Religion sollten sich willkommen und sicher fühlen.

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