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Tiger und Löwen müssen in den Osten zügeln – Tierfreunde sind besorgt
In der Anlage der Grosskatzen herrscht Aufbruchstimmung. Da im Sommer im Zoo Zürich dort die Bauarbeiten für den neuen Lebensraum Panterra starten, müssen bis dahin alle Grosskatzen ausziehen. Zuerst an der Reihe ist Amurtiger Sayan. Am Montag zügelte der Zoo ihn in Richtung Kroatien. Sein neues Zuhause wird der Zoologische Garten und das Aquarium in Osijek sein. In den Osten geht es auch für die Asiatischen Löwen Kalika und Jeevana sowie die Schneeleoparden Shahrukh und Saida mit ihren beiden Jungtieren.
An einem zurzeit noch unbekannten Datum ziehen die beiden Löwen in den Zoo Jàszberény in Ungarn und die Schneeleoparden-Familie in den Zoo Liberec in Tschechien.
«Kleine Gehege mit Gitterstäben»
Viele Zoo-Fans bereiten die neuen Bleiben im Osten Sorgen. «Über den Zoo in Kroatien liest man nichts Gutes», behauptet eine Nutzerin auf Facebook. Im Krieg damals sei dieser total zerstört worden und befinde sich immer noch im Aufbau. Sie spricht von trostlosen Bildern. «Kleine Gehege mit Gitterstäben für die Löwen und andere Raubkatzen ... sehr schade, muss der schöne Tiger mit seinem wunderbaren Gehege in so einen drittklassigen Zoo wechseln, zudem dann noch alleine», bedauert sie.
Eine Userin schreibt, sie habe den Zoo in Osijek gegoogelt. «Bin nicht begeistert. Scheint ein drittklassiger, heruntergekommener Zoo zu sein.»
Ein User teilt die Eindrücke. Die Zoos in Kroatien und Ungarn seien heruntergekommen und hätten keine artgerechte Haltung, behauptet er. «Es geht hier mehr darum, dass man die Tiere loswird für seine Bauprojekte», wirft er dem Zoo Zürich vor. Das Interesse am Tierwohl sei sekundär. «Ich würde nie im Leben meine Tiere dort hingeben.»
Kroatischer und ungarischer Zoo seien bestmögliche Lösung
Der Zoo Zürich beschwichtigt auf Anfrage. Der Zoo Zürich sei Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) für Amurtiger, sagt Pascal Marty, Kurator und Mediensprecher. Würden Tiger innerhalb Europas neu platziert, geschehe dies in Absprache mit den verantwortlichen Zuchtbuchführerinnen und -führern. «Die Empfehlung des Erhaltungszuchtprogrammes ist also entscheidend für den neuen Ort.» Hierfür würden Aspekte wie die Genetik der Tiere, mögliche Fortpflanzungspartner oder auch der zur Verfügung stehende Platz beachtet.
«Sowohl der kroatische als auch der ungarische Zoo scheinen hier die bestmögliche Lösung gewesen zu sein», sagt Marty. Die Empfehlung sei vom Zuchtbuchführer gekommen und sei nicht vom Zoo Zürich gefällt worden.
Weiter hält Marty fest, dass alle Zoos, in die der Zoo Zürich seine Grosskatzen abgebe, Mitglied der Dachorganisation europäischer Zoos und Aquarien (Eaza) sei. «Als Teil dieser Organisation müssen sie die gestellten Ansprüche an die Tierhaltung, die tiermedizinische Versorgung und das Wohlergehen der Tiere erfüllen.» Auf die Frage, warum kein Schweizer Zoo die Tiere aufnehme, antwortet der Kurator, dass es in der Schweiz nur sehr wenige Zoos gebe, die Mitglied der Eaza seien und gleichzeitig Amurtiger hielten oder die Haltung planten.
Rückkehr zurzeit unklar
Manche Fans der Grosskatzen fragen sich auf Facebook auch, ob die Tiere nach dem Bau der neuen Anlage wieder zurückkehren würden. Im Moment sei noch offen, welche Grosskatzen temporär platziert würden und welche in den Zoo Zürich zurückkehrten, sagt Pascal Marty.
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«Die Entscheidung fällt der Zoo Zürich in Absprache mit den verantwortlichen Zuchtbuchführerinnen und -führern des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP). Da sich die Situation in den nächsten Monaten und Jahren ändern könne, könnten sie zurzeit keine weiteren Informationen geben.