«Passt kein Zug mehr rein» – Pläne für den Bahnhof Stadelhofen werden konkret
Der Bahnhof Stadelhofen gilt als Herzstück der Zürcher S-Bahn, aber auch als deren Nadelöhr. Er sei am Limit, sagte Marc Weber-Lenkel von den SBB, der das Grossprojekt seit 2017 leitet.
Rund alle 90 Sekunden fährt heute eine S-Bahn im Bahnhof ein, der nur über drei Gleise verfügt. Einen Angebotsausbau, der angesichts der Prognosen notwendig ist, lässt er nicht zu: «Es passt kein Zug mehr rein», führte Weber-Lenkel aus.
Zudem lasse der Bahnhof Stadelhofen betrieblich zu wenig Flexibilität zu, ergänzte Christian Vogt, der Leiter Verkehrsplanung beim Zürcher Verkehrsverbund (ZVV). «Kommt es hier zu einer Türstörung, wirkt sich das auf das gesamte Netz aus.»
Viertes Gleis und neue Tunnel
Der Bahnhof Stadelhofen soll deshalb ein viertes Gleis erhalten. Damit liesse sich die Kapazität von heute 22 auf 32 Züge in jeder Richtung und Stunde erhöhen, wie sie auf der Stammstrecke auch im Tiefbahnhof Museumsstrasse im Zürcher Hauptbahnhof und Zürich-Hardbrücke schon bestehe, sagte Weber-Lenke.
Zudem soll von Stadelhofen aus ein zweiter Riesbachtunnel in Richtung Tiefenbrunnen erstellt werden. Die alte Seelinie zum rechten Zürichseeufer würde so zweigleisig. Zudem könnten Züge in die oder aus den Korridoren Winterthur/Zürcher Oberland und Zürichseeufer kreuzungsfrei passieren. Heute stehen sie sich bei Verspätungen oft im Weg.
Das vierte Stadelhofer Gleis, das unterirdisch und etwa 40 Meter hinter der bestehenden Anlage zu liegen kommt, wird durch einen eigenen Tunnel mit dem Tiefbahnhof Museumsstrasse verbunden. Dieser zweite Hirschengrabentunnel sowie der zweite Riesbachtunnel sind zusammen rund 2,5 Kilometer lang. Das Aushubmaterial, das beim Bau anfällt, beträgt gemäss Weber-Lenkel rund 750'000 Kubikmeter - damit liesse sich die grosse Bahnhofshalle im HB etwa 23 Mal füllen.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
Voraussichtlich ab 2037 mehr Züge
Die SBB wollen das Genehmigungsverfahren mit der öffentlichen Auflage der Pläne 2025 starten. Die Genehmigung erwarten sie zwei Jahre darauf. 2027 sollen - gemäss heutigem Kenntnisstand - auch die Bauarbeiten aufgenommen werden, die zehn Jahre dauern.
Der Ausbau lasse dann voraussichtlich ab Ende 2037 die zwingend erforderliche Angebotserweiterung zu, hielt Vogt fest. In Richtung Uster liesse sich beispielsweise die überall haltende S9 viermal stündlich führen, auch in Richtung Effretikon und Pfäffikon ZH könnte ein 15-Minuten-Takt eingeführt werden.
Auf dem stark ausgelasteten Korridor Zürich-Winterthur wäre über Stadelhofen ein 7,5-Minuten-Takt möglich, zu diesem soll es aber erst in einem späteren Ausbauschritt gegen 2050 kommen, wie Vogt weiter erklärte. Zürich und Winterthur sollen aber dank des ebenfalls geplanten Brüttenertunnels über Wallisellen und Oerlikon eine neue Linie erhalten. «Dieses attraktive neue Angebot soll die über Stadelhofen verkehrenden S11 und S12 entlasten.»
Achtgrösster Bahnhof der Schweiz
Das Projekt Stadelhofen ist im sogenannten Ausbauschritt 2035 des Bundes enthalten. Mit Kosten von rund 1,1 Milliarden Franken ist es eines der grössten im 13-Milliarden-Paket enthaltenen Massnahmen, das auch den Brüttenertunnel sowie weitere Massnahmen im Kanton Zürich beinhaltet. Finanziert wird es über den Bahninfrastrukturfonds des Bundes.
Auch wenn am Bahnhof Stadelhofen keine Fernverkehrszüge verkehren, ist er für die SBB mehr als ein blosser Stadtbahnhof. Er liegt landesweit auf Rang 8 der frequenzstärksten Bahnhöfe - es werden mehr ein- und aussteigende Fahrgäste als in Olten, Genf, Biel oder St. Gallen gezählt.
(sda/osc)