Im Hallenstadion fallen so viele Konzerte ins Wasser wie noch nie
Das Zürcher Hallenstadion hat gerade eine Pechsträhne. Eine Reihe von Top-Acts sagte in den letzten Monaten ihr Konzert ab. Den Anfang machte der deutsche Pop-Titan Dieter Bohlen Ende Januar. Am 8. Mai hätte er anlässlich seiner Abschiedstournee auf der Bühne des Hallenstadions Hits wie «Cheri Cheri Lady» und «You're My Heart, You're My Soul» zum Besten geben sollen.
Auch sein Konzert in Wien fällt ins Wasser. Die Frage nach dem Grund für die Absage lässt der Veranstalter bis anhin unbeantwortet. In einem Kommentar auf Instagram schrieb Bohlen lediglich: «Ich musste Zürich und Wien absagen, weil ich da leider weg muss.»
Todesfall und Schwäche
Dann traf es die Eiskunstlaufgala «Art on Ice», die nach zwei verschobenen Tourneen wieder in gewohntem Rahmen im Hallenstadion stattfindet. Wenige Tage vor der Premiere von «Art on Ice» am Donnerstag musste der britische Gast-Star Rag'N'Bone Man wegen des plötzlichen Tods seiner Mutter den Auftritt absagen. Die Sänger Marc Sway, Marius Bear und Judy Jackson sprangen ein.
Am Mittwoch folgte dann ein Schock für die Fans von Ozzy Osbourne. Der Kult-Hardrocker sagte sein Konzert vom 21. Mai ab und auch seine gesamte Tournee. Sein Körper sei trotz mehrerer Operationen immer noch geschwächt, begründete er die Absage. Vor vier Jahren hatte Osbourne einen schweren Unfall, bei dem seine Wirbelsäule verletzt wurde.
Vielseitige Gründe
So viele Absagen auf einen Schlag sind für das Hallenstadion jedoch nicht aussergewöhnlich. «Im Moment sind wir doch in einer Zeit, in welcher eher mehr Konzerte abgesagt oder verschoben werden, als dies vor Corona der Fall war», sagt Hallenstadion-CEO Philipp Musshafen. Die Gründe seien sehr vielseitig. «Es können gesundheitliche Themen sein, es kann sein, dass ein geplantes Album nicht fertig wird, es kann sein, dass der Tourplan ändert und auch kann es sein, dass der Act schlicht zu wenige Tickets verkauft.»
Die Auswahl für die Ticketkäufer an Events und Konzerten ist laut Musshafen riesig. Es fänden sehr viele Events, Konzerte, Openairs und allgemein Freizeitveranstaltungen statt. «Der Markt ist extrem gesättigt.» Dazu komme, dass der Konsument aufgrund der Preisanstiege in vielen Bereichen des Lebens einfach weniger Geld für solche «Freizeitaktivitäten» zur Verfügung habe.
Verlust in fünf- bis sechsstelliger Höhe
Die leeren Plätze bedeuten für das Hallenstadion einen grossen Verlust. Das Hallenstadion berechne seine Nutzungsgebühr anhand der verkauften Tickets, sagt Musshafen. Würden viele Tickets verkauft, sei die Nutzungsgebühr höher, laufe der Verkauf weniger gut, sei sie tiefer. Daher könne man den Schaden-Umsatz eines abgesagten Konzertes nicht genau beziffern. «Es ist aber sicher im hohen fünfstelligen Bereich oder gar im tiefen sechsstelligen Bereich.»
Für die abgesagten Konzerte gibt es abgesehen von der Show des Rag'N'Bone Man, der im Rahmen von «Art on Ice» aufgetreten wäre, keinen Ersatz. «Es ist sehr selten der Fall, dass ein abgesagtes Datum nachträglich nochmal gebucht wird», sagt Musshafen. Auch gebe es für reine Konzerte keinen wirklichen Ersatz. «Jeder Künstler, der alleine oder mit Band auftritt, ist einzigartig.» Wer zum Beispiel ein Ticket für Ozzy Osbourne kaufe, wolle ihn sehen und nicht irgendjemanden sonst.
Was passiert mit den Tickets?
Ob die gebuchten Tickets zurückerstattet werden, entscheidet laut Musshafen jeweils der Act und der Veranstalter. Bei abgesagten Konzerten könnten diese im Normalfall beim Ticketinganbieter zurückgegeben werden. Bei verschobenen Veranstaltungen behielten die Tickets im Normalfall die Gültigkeit.