«Das ist widerlich!» – Quartierstrasse in Wiedikon wird täglich vermüllt
Aufgerissene Abfallsäcke, alte Schuhe und Kleidungsstücke, leere Bierdosen, kaputte Flaschen, ausgeleierte Teppiche und Möbel – dieser Anblick erwartet die Anwohnerin Gisele jeden Morgen, wenn sie mit ihrem Hund spazieren geht.
Seit 2019 wohnt sie ums Eck der Wiedikoner Quartierstrasse und regt sich täglich über den Müll auf dem Trottoir und im Innenhof auf. «Dagegen muss endlich etwas getan werden», dachte sich Gisele und schickte ZüriToday Fotos der Strasse, die einer Müllhalde gleicht.
«Da leben nur Trostpreise»
Obwohl jeden Tag geputzt werde, «liegt am nächsten Tag wieder überall Dreck rum», berichtet Gisele. Sie muss immer sehr aufpassen, dass ihr Hund nicht in die Scherben tritt oder Erbrochenes vom Boden isst. «Es ist sehr widerlich», sagt die Anwohnerin.
Auch Thomas, der direkt neben der Quartierstrasse wohnt und dort ein Immobiliengeschäft führt, findet den Zustand «grauenhaft». Es sei wegen den Leuten, die in diesem Haus wohnen. «Da leben nur Trostpreise», sagt Thomas. «Die schmeissen das Zeug einfach vor der Haustüre weg», meint der Anwohner weiter, «deshalb ist da so ein Puff».
Das «Puff» ist aber nicht nur das Ergebnis, sondern auch Teil-Verursacher des Problems, wie Thomas und Gisele berichten. Im Innenhof, der an die Liegenschaften der beiden Anwohnenden sowie an das Problem-Haus angrenzt, wird ein Bordell betrieben. Gisele beobachtet regelmässig, wie sich Sexarbeiterinnen und Drogendealer dort umtreiben, laut sind und ihren Abfall liegenlassen.
Eigentümerin trägt Kosten für Aufräumarbeiten
Auf Anfrage bestätigt die Pressestelle der Eigentümerschaft des Problem-Hauses, dass sie im Bilde ist über den Abfall. Die Verwaltung, welche die Liegenschaft betreut, werde «regelmässig von der Hauswartung über das Abfallproblem informiert», so der Pressesprecher. «Ebenso regelmässig gibt die Verwaltung dem Hauswart den Auftrag, die Abfälle zu entsorgen.»
Aufgrund der täglichen Müllansammlung wie von den Anwohnenden geschildert, werden «praktisch laufend Aufträge zur Entsorgung des Abfalls gegeben», sagt der Pressesprecher weiter. «Die Kosten dafür werden von der Eigentümerin getragen.» Jedoch wisse weder die Verwaltung noch die Eigentümerschaft, wer für den Abfall verantwortlich ist.
Saftige Busse bei illegaler Entsorgung
Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) hat letzte Woche eine Meldung aus der Bevölkerung erhalten, dass an ebendieser Quartierstrasse illegal Abfall entsorgt wird. «Seither kontrollieren wir die Strasse regelmässig», sagt Tobias Nussbaum, Mediensprecher von ERZ. Die eingesammelten Abfälle werden untersucht und anschliessend fachgerecht entsorgt.
«Wenn wir Hinweise zur Urheberschaft bei entsorgten Artikeln finden, leiten wir die Information an die Polizei weiter», erklärt der Mediensprecher. Diese würde dann wegen illegaler Entsorgung eine Anzeige erstatten. «Das kann bis zu 50'000 Franken Busse geben», so der Mediensprecher. Grundsätzlich empfiehlt Nussbaum, ERZ über unbefugte Abfallentsorgungen zu informieren: «Über die App ‹Züri wie neu› kann man solche Fälle melden.»
Neubau gibt Hoffnung
Der Abfall rund um die Wiedikoner Immobilie soll künftig nicht nur durch den Hauswart und neuerdings durch ERZ beseitigt werden. Die Pressestelle der Liegenschaft bestätigt, dass ein «kompletter Neubau des Hauses» vorgesehen sei. Der Start des Projekts ist aber noch nicht bekannt. Baubeginn werde wohl nicht vor Juli 2024 sein. «Danach ist mit einer Bauzeit von rund 15 Monaten zu rechnen», sagt der Pressesprecher.
Dass die Problem-Immobilie einem neuen Haus mit neuen Mietenden weichen soll, freut die Anwohnerschaft. «Das wäre richtig gut», sagt Gisele. Sie wäre froh, wenn es sauberer und vor allem sicherer wird im Quartier.
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