«Am Ende haben alle Versuche nicht gereicht»
Eine Ära geht zu Ende. Wie am Montag bekannt wurde, schliesst das Zürcher Traditionswarenhaus per Ende 2024. Hunderte Mitarbeitende verlieren den Job. Im Interview mit ZüriToday erklärt Mladen Tomic, Sprecher der Besitzerin und Betreiberin Swiss Prime Site (SPS), wie es zum endgültigen Entscheid kam.
Mladen Tomic, was hat Ihre Firma zum Entschluss gebracht, Jelmoli zu schliessen?
Der Entscheid ist aus verschiedenen Gründen gefallen. Das Konsumverhalten hat sich verändert, ein so grosses Warenhaus passt nicht mehr zu den heutigen Bedürfnissen. Jelmoli hat schlicht zu viel Fläche.
2027 soll es eine Wiedereröffnung geben. Wie soll die aussehen?
Das Untergeschoss mit Food Market wird es beispielsweise auch danach geben. Das Erdgeschoss und ein Teil des ersten Stocks soll für Retail da sein – total sprechen wir von rund 10'000 Quadratmetern.
Reden wir künftig also eher von einzelnen Showrooms?
Ob das dann 2027 ein einzelner Betreiber ist oder mehrere, wird sich zeigen. Es ist noch nichts festgelegt. Die Details werden jetzt ausgearbeitet.
Was bedeutet die Schliessung für die Mitarbeitenden?
Für die nächsten 23 Monate besteht das Warenhaus weiter. Der Entscheid betrifft sie also nicht heute und morgen, und wir möchten, dass Jelmoli bis zum Schluss die Qualität gewährleisten kann. Es kann auch sein, dass wir auf temporäre Mitarbeitende zurückgreifen müssen, wenn viele schnell einen anderen Job finden. Gleichzeitig suchen wir jetzt Lösungen mit allen beteiligten Parteien.
Wie war die Reaktion auf die Information heute?
Sie können sich vorstellen, dass die Mitarbeitenden überrascht waren. Sie mussten die Info zuerst verarbeiten. Es gab eine Grossversammlung, aber es braucht jetzt sicher noch etwas Zeit. Es finden in den Teams Gespräche statt und wir möchten die MA so gut es geht begleiten.
Jelmoli ist ein Haus mit viel Geschichte, wie lief der Prozess bis zur Entscheidung?
Seit 2009 gehört Jelmoli zu Swiss Prime Site. In den letzten sieben Jahren hat Jelmoli rund 45 Millionen Verlust gemacht. Diese Verluste wollten wir mit verschiedenen Massnahmen minimieren – zum Beispiel mit einem Online-Shop, einem zweiten Standort am Flughafen ... Am Ende hat aber alles nicht gereicht und die Pandemie hat dann den Ausschlag gegeben.
Und fehlende Käufer.
Wir führten Dutzende Gespräche mit möglichen Interessenten. Niemand wollte in die 24'000 Quadratmeter investieren. Wir haben den Markt abgegrast und sie können mir glauben, der Entscheid fiel uns nicht leicht, das war ein langer Prozess.